Die Lage in der Immobilienbranche ist weiterhin herausfordernd – und die der Wohnungswirtschaft besonders. Entsprechend werden derzeit viele Bauvorhaben zurückgestellt oder gar storniert. Auch in Gießen liegen einige Vorhaben derzeit auf Eis. Eine Ausnahme bildet die »Philosophenhöhe«.

Auf dem gut drei Hektar großen Areal hinter der Grünberger Straße herrscht nicht nur weiterhin rege Bautätigkeit. Vielmehr wurde in der vergangenen Woche sogar der Verkauf für ein weiteres Mehrfamilienhaus mit insgesamt 18 Wohnungen gestartet, teilt das Unternehmen Depant mit. »Natürlich bekommen auch wir die Folgen der veränderten Marktbedingungen zu spüren«, sagt Kai Bülow, geschäftsführender Gesellschafter von Depant, und meint damit insbesondere eine geringere Nachfrage nach den angebotenen Immobilien – überwiegend in Folge schwierigerer Finanzierungsbedingungen.

Allerdings herrsche nach wie vor ein hoher Bedarf an Wohnungen. Diesen hat Depant insbesondere für altersgerechten Wohnraum und moderne Wohnungen ausgemacht. Die Nachfrage sei hier weiterhin größer als das Angebot, so Bülow, weshalb man sich nun auch für den Verkaufsstart eines weiteren Baufelds entschieden habe.

»In den Jahren 2020 und 2021 sind wir von Anfragen zu unserem Quartier überrannt worden«, erinnert sich der Depant-Geschäftsführer und führt aus, dass für die 22 Wohnungen und 30 Reihenhäuser, welche in Kürze fertiggestellt werden, vorab über 800 ernsthafte Interessenten auf eine Vormerkungsliste genommen wurden. So habe man innerhalb von sechs Wochen sämtliche Immobilien der ersten beiden Bauabschnitte verkauft.

Heute ist die Anzahl der Anfragen laut Bülow zwar deutlich geringer, aber dennoch »absolut ausreichend«. Dies führt Bülow neben dem hohen Wohnungsbedarf im Wesentlichen auf zwei Gründe zurück: Zum einen die verbleibenden Anreize für Immobilieninvestitionen. Und zum anderen das an die neue Marktsituation angepasste Wohnraumangebot des Unternehmens.

Immobilien als Altersvorsorge

Bülow: »Viele Menschen trauern den niedrigen Zinsen und etwas geringeren Baupreisen der jüngeren Vergangenheit hinterher.« Der Blick zurück helfe aber nicht weiter. »Fakt ist, dass Menschen Wohnraum brauchen und zudem eine Vorsorge-Lücke im Alter haben. Beides lässt sich mit Immobilien in einem Zug und zudem wirtschaftlich sehr attraktiv lösen.« Die Attraktivität liegt nach Auffassung von Bülow insbesondere in der weiterhin hohen Anlage-Sicherheit, Wertsteigerungspotenzialen und steuerlichen Anreizen. Und für die Altersvorsorge wäre es ohnehin geboten, regelmäßig etwas zur Seite zu legen.

Es sei deshalb entscheidend, die weiterhin vorliegenden Chancen einer Investition zu sehen, die nach wie vor bestehen. Die mitunter in der Presse prophezeite Vergünstigung der Immobilienpreise teilt Bülow zumindest für den Neubau-Sektor nicht. »Der Personalkostenanteil innerhalb der Baugewerke liegt überwiegend zwischen 30 und 40 Prozent. Und die Löhne steigen derzeit immens. Wie sollen sich da fallende Preise einstellen?«, gibt er zu bedenken. »Es braucht an vielen Stellen einfach ein Umdenken und ein Lösen von den Sondereffekten der Niedrigzinsphase.«

Gemeinschaftsraum für Bewohner

Auch Depant selbst denkt um und geht laut Bülow aktuelle Projekte etwas anders an als in der Vergangenheit. Im konkreten Fall der neu angebotenen Wohnungen heißt das vor allem: kompaktere Grundrisse und ein noch größerer ökologischer Schwerpunkt. Depant setze weiterhin auch auf Barrierefreiheit, besonderen Komfort, große Fensterflächen und mitunter auch die Auslagerung von Flächen aus der eigenen Wohnung. »Abstellräume, Wasch- und Trockenräume sind bei unseren Gebäuden im Keller oder im Bereich der Tiefgarage angesiedelt«, erläutert Bülow.

Artikel der „Giessener Allgemeine“ vom 12.12.2023